Ende letzten Jahres ist leider mein Nachbar mit 98 Jahren verstorben und seine Frau ins Altersheim gekommen. Wir hatten über Jahrzehnte ein gutes, freundschaftliches Verhältnis und so kam es, dass ich den Angehörigen bei der Haushaltsauflösung geholfen habe. Beim Entrümpeln, ist dann eine Diana 35S in der Abstellkammer zum Vorschein gekommen, später noch eine leicht angerostete, gelbe Dose “500 RWS Meisterkugeln Dynamit Nobel / Troisdorf Made in Germany” es fehlten geschätzt 100 Diabolos und noch ein Packen Zielscheinen 13,5cm auf 13,5cm (seltsames Maß) in der Ecke, der Scheiben steht klein EDELMANN.
Niemand von den Angehörigen konnte mit dem Gewehr etwas anfangen, mit den Worten, “wenn du damit etwas anfangen kannst, nimm es mit, bevor es dann bei uns (den Angehörigen) im Keller rumsteht. Ansonsten werfen wir es in den Müll-Container.”
Die Brünierung war noch sehr gut erhalten, nur der Bereich am Lauf, den man beim Spannen greift hatte ganz minimalen Flugrost. Alle Schrauben waren locker, da war nie zuvor ein Schraubendreher drin, der Abzug war auch nicht eingestellt (sehr langer Weg), Am Schaft ist der Lack stellenweise abgeblättert und es waren ein paar Kratzer und Macken im Holz. Die Beschädigungen kamen, sicherlich nicht vom Schießen, sondern vom Umfallen. Auch waren ein paar Spritzer weiße Dispersionsfarbe auf dem Holz. Ich gehe davon aus, dass das Gewehr eigentlich nur im Weg gestanden hat, bis man es irgendwann in die hinterste Ecke der Abstellkammer verbannt hat.
Der Lauf war spiegelblank, die Lederdichtung noch völlig intakt, nur der O-Ring (die Laufdichtung) war plattgedrückt. Die Schmierstoffe in der Systemhülse waren eine zähe bernsteinfarbene Masse, aber nach einer Dose Bremsenreiniger sah das Innenleben wieder fast wie neu aus.
Ich gehe davon aus, dass die in der Dose fehlenden ca.100 Diabolos die einzigen waren, die von dem einstigen Besitzer verschossen wurden. Auch bei dem 100 St Zielscheiben fehlen nur ein paar Scheiben.
Die Systemhülse ist mit 11/78 gestempelt, somit wird die Diana dieses Jahr, im November 46 Jahre, höchstwahrscheinlich sind in den paar Monaten, seit der Restaurierung mehr Diabolosverschossen worden, als in der ganzen Zeit zuvor.
Mir macht das Gewehr Spaß, natürlich ist der Abzug kein T06. Ich habe bisher nur mal leihweise eine Hw77 mit getuntem Abzug geschossen, das ist schon was anderes... Aber schlecht finde ich den Abzug trotzdem nicht und allemal besser als ein Norconia B88 Abzug.
So eine alte Diana, noch in Rastatt hergestellt, hat schon was und ich habe zusätzlich noch eine Erinnerung an meinen netten, immer hilfsbereiten Nachbarn.
Nach der Restaurierung habe ich gut 500 Schuss mit dem Gewehr abgegeben, damit sich alles wieder einläuft, die Feder ist noch original nur die Lederdichtung (ein Freund hat mir zum Pressen des Leders ein Werkzeug gedreht) und die Laufdichtung habe ich erneuert.
Bein Schießen durch einen “Air-Chrony” (von einem Bekannten) haben sich folgende Werte ergeben:
Mit H&N Field Target Trophy (4,50) 0,56g
10 Schuss: 7,3 Joule - 7,5 Joule, durchschnittliche Abweichung der Geschossgeschwindigkeit 1,23m
Die eigentliche Geschossgeschwindigkeit habe ich damals vergessen zu notieren. Ich schätze, dass dies noch recht gute Werte für so eine alte Lady sind.